Das ist immer schwieriger zu finanzieren, zumal die Verhandlungen mit der AOK aktuell gescheitert sind, wie Bereichsleiter Thomas Kegler berichtete. Ein Viertel der pflegebedürftigen Menschen in Moers und den umliegenden Orten betreut die Caritas und ist damit Marktführer. Deshalb gilt für Peeters auch: "Wenn die Sozialstation hustet, ist der Verband krank." Die Qualität ist nicht nur hier sondern auch in der Betreuung der Ganztagsgrundschulen stark gefragt, erfuhren die Vertreter des Diözesancaritasverbandes Münster, die seit Montag im Kreis Wesel unterwegs sind und am Mittwoch von Dinslaken über den Rhein zur Caritas Moers-Xanten wechselten. Aber eine kostendeckende Finanzierung wird von den Verantwortlichen in Politik und bei den Kostenträgern verweigert.
Noch lassen sich auch genügend Fachkräfte für die Pflege finden, so Kegler, wobei es spürbar enger werde. Dabei steige der Arbeitsdruck. Standen für eine Ganzkörperwachung Mitte der 90iger Jahre noch 45 Minuten zur Verfügung, sei das wirtschaftlich nur noch in einer knappen halben Stunde zu machen. Das aber gehe nur, wenn der Patient durch Angehörige schon vorbereitet sei und bei dementiell erkrankten Menschen gar nicht. Das könne nicht ohne Konsequenzen bleiben, erklärte Peeters. Die bisherigen "Zusatzleistungen" wie zum Beispiel Müll entsorgen oder Zeitung hochbringen, müssten künftig entfallen. Zudem müssten alle Arbeiten, die keine Fachkräfte erforderten, von geringer qualifizierten und bezahlten Mitarbeitenden übernommen werden und somit auch mal zwei Kräfte nacheinander kommen.
Solange es geht, will die Caritas allerdings ihren Anspruch aufrecht erhalten und jede Pflegeanfrage annehmen. Wegen der großen Nachfrage ist aktuell eine weitere Sozialstation in Neukirchen-Vluyn geplant. Künftig wolle man auch nicht mehr Sozialstationen in Ladenlokalen ansiedeln, sondern an Seniorenwohnungen angliedern.
Das Finanzierungsproblem bei gleichzeitig hoher Nachfrage ist aktuell auch das Problem von Marion Bente, Leiterin des Bereichs Jugendhilfe, in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS). Bedingt durch die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts müssen die bisher geringfügig Beschäftigten eingruppiert werden, weil die Caritas tarifgebunden arbeitet. Das bedingt hohe Zusatzkosten für diesen Dienst. und führt aktuell dazu, dass die Betreuungsstunden eingeschränkt werden müssen. Eine Alternative sieht Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann, der als Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes auch Vorsitzender der Arbeitsrechtlichen Kommission ist, nicht: "Wir müssen uns an dieses Urteil halten". Jetzt gehe es darum, entsprechend angepasste Kostenübernahmen mit Land und Kommunen zu verhandeln. Nicht die Bezahlung der Mitarbeitenden sei dabei das eigentliche Problem, sondern die Unterfinanzierung durch die Kostenträger, bekräftigte Peter Hoffstadt, stellvertretender Diözesancaritasdirektor.
Auch hier ist sich Henric Peeters nicht sicher, ob dieser Bereich auf Dauer gehalten werden kann. Derzeit ist die Caritas Moers-Xanten mit 120 Mitarbeitenden in 24 Schulen aktiv. Zwei weitere Schulen würden gerne den Träger der OGS wechseln, berichtete Bente. Angesichts der aktuellen Situation freue es sie zwar, dass die Qualität der Caritas anerkannt werde, aber eine Ausweitung sei kaum möglich. Bei Abstrichen am erreichten Niveau sieht Peeters Grenzen. Nur eine Mitarbeiterin in einer Gruppe mit 25 Kindern, wie in der Landesförderung vorgesehen, werde die Caritas nicht nur aus haftungsrechtlichen Gründen nicht mitmachen: "Was ist, wenn ein Kind vom Baum fällt, wer passt dann auf die 24 anderen auf?"
Allerdings wäre es aus seiner Sicht sehr bedauerlich, könnte die Caritas nicht mehr in der OGS dabei sein. Jetzt sei es möglich geworden, durch den frühzeitigen Kontakt in der Grundschule Probleme früh zu erkennen und Hilfen anzubieten. Vorher sei man auf Probleme häufig erst aufmerksam geworden, "wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war".
031/2014 2. April 2014