Schreiben für eine bessere Welt
Von Sabine Janssen
"Es tut mir leid, dass ich für Andere, der Andere‘ bin." So beginnt eines der Gedichte, das bei dem Poetry-Slam-Workshop entstanden ist. Viele gute Texte sind in den wenigen Stunden des Schreibkurses im Augusta-Treff beim Caritasverbands Moers-Xanten entstanden. Sie handeln von Fremdenhass und Vorurteilen, von Respekt und Toleranz. Die Autoren gehen zur Pattberg-Realschule in Moers.
Der Coup der AfD bei der Thüringer Landtagswahl und der Anschlag von Hanau sind zwei von vielen Ereignissen, die Anfang des Jahres bundesweit als Temperaturmesser des politischen Klimas gedient haben. Doch die Moerser Autoren brauchten nicht bis Thüringen oder Hessen schauen. Sie kennen den ganz alltäglichen Rassismus, das Gefühl des Fremdseins aus eigenem Erleben. Fast alle Teilnehmer des Workshops haben einen Migrationshintergrund.
Unter Anleitung der erfahrenen Poetry-Slammer Lara Jackowiak und Yannik Steinkellner sind die Texte der Schüler entstanden. "Meine Erfahrung mit kreativem Schreiben ist, dass es bei vielen die Selbstsicherheit, das Selbstbewusstsein steigert.", sagt Lara Jackowiak. Die 22-Jährige studiert Soziale Arbeit in Arnheim, macht derzeit ein Praktikum in der Caritas-Jugendeinrichtung "Die Box", und sie ist selbst Poetry-Slammerin.
Im Biologie-Unterricht in der zehnten Klasse begegnete ihr zum ersten Mal das Phänomen "Poetry Slam", ein moderner Dichter-Wettstreit, bei dem die Autoren einen Prosa- oder Lyrik-Text vorstellen und das Publikum über den besten Text des Abends entscheidet. Zwei Jahre war sie als Slam-Poetin aktiv und stand 2018 im Finale der U20-NRW-Meisterschaften. Sie lernte die Agentur WortLautRuhr kennen und organisiert mit ihr inzwischen Workshops wie den in Moers.
Kaum einer der Jugendlichen in Moers hatte Erfahrung mit kreativem Schreiben. "Nach einer Einführung ins kreative Schreiben mit Wort- und Stilübungen gingen die jungen Autoren ans Werk.
"Es stellte sich heraus, dass es für die Jugendlichen eine tolle Möglichkeit war, sich kreativ mit ihrer Lebenswelt, der Demokratie und den eigenen Rechten auseinanderzusetzen", sagt Workshop-Leiter Yannik Steinkellner. Der Österreicher ist ebenfalls Slam-Poet und arbeitet für die Agentur WortLautRuhr. "Es gab einen Konsens, dass viele Leute es sich leicht machen und einen Sündenbock suchen", sagt Steinkellner. Gerade Kids mit Migrationshintergrund fühlten sich oft heimatlos.
Finanziell unterstützt wurde der Workshop des Caritasverbands mit städtischen Geldern für das "Moerser Signal", einer Initiative, in der die Volkshochschule, das Jugendkulturzentrum Bollwerk 1070, das Junge Schlosstheater und das Kinder- und Jugendbüro der Stadt vertreten sind. Die Initiative hat das Ziel, sich mit extremistischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Eine Wiederauflage des Workshops beim Caritasverband im kommenden Jahr ist geplant. Dann soll der Kursus über mehrere Tage gehen.